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Shatkriya - 6 yogische Reinigungstechniken

 

Detox ist keine neue Erfindung. Ok, der Name vielleicht schon, aber die Idee dahinter, den Körper zu reinigen ist alt. Im europäischen Raum wurden Fastenkuren bereits in der Antike durchgeführt. In Indien geht die Tradition der Körperreinigung noch weiter zurück. Die hier beschriebenen Shatkriyas, die 6 Reinigungstechniken, wurden bereits in den Veden erwähnt. Erstmals niedergeschrieben wurden die Techniken in der Hatha Yoga Pradipika

Diese 6 Übungen reinigen sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger und energetischer Ebene.

Tratak, die Konzentration auf eine Kerzenflamme

 

Tratak dient der Reinigung der Augen und der Tränendrüsen. Außerdem klärt die Übung den Blick und fördert die Konzentration. Du brauchst einen ruhigen, dunklen Raum und eine stabil stehende Kerze. Dann setzt du dich bequem auf dein Meditationskissen und stellst die Kerze ca. 1m von dir entfernt auf Augenhöhe auf. Selbstverständlich funktioniert die Übung auch, wenn du auf einem Stuhl sitzt und die Kerze auf den Tisch stellst. Dann fixierst du mit deinem Blick die Kerzenflamme und versuchst dabei möglichst selten zu blinzeln, bis die Augen zu tränen beginnen. Wenn du die Augen nicht mehr offenhalten kannst, schließe sie für einigen Minuten und konzentriere dich auf das Bild der Kerzenflamme, dass du jetzt vor deinem inneren Auge hast. Du kannst diesen Ablauf mehrmals wiederholen. Sehr schön ist es auch, Tratak in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter zu üben.

Neti, Nase putzen einmal anders

Neti kann auf 2 Arten praktiziert werden. Jala-Neti entspricht im Großen und Ganzen der heute wieder sehr gebräuchlichen Nasendusche. Dafür kann man ein klassisch-indisches Neti-Kännchen aus dem Yoga-Bedarf oder auch die Nasendusche aus der Apotheke verwenden. Man löst ca. ½ Teelöffel Salz in einem halben Liter handwarmem Wasser auf, füllt das Wasser in das Kännchen. Dann hält man den Kopf schief nach unten über ein Waschbecken und lässt das Wasser aus dem Kännchen in das obere Nasenloch hinein und beim unteren Nasenloch wieder hinaus fließen. Die exakte Kopfhaltung ist Übungssache, es ist aber auch nicht schlimm, wenn etwas Wasser durch den Rachen in die Speiseröhre rinnt. Wenn das Kännchen leer ist, ändert man die Kopfhaltung, damit das bisher untere Nasenloch jetzt oben ist und lässt das 2. Kännchen Wasser in die andere Richtung fließen.
Sutra-Neti ist die Reinigung der Nase mit einem dünnen Plastikschlauch, den man von der Nase in den Mund fädelt. Das klingt (und ist) gewöhnungsbedürftig, mit etwas Übung aber durchaus machbar.
Neti putzt die Nase und hilft, lästige Eindringlinge wie Erkältungsviren und Pollen oder auch zu viel Sekret wieder los zu werden. Außerdem werden die Nasenschleimhäute befeuchtet und dadurch resistenter gegen Krankheitserreger.

Kapalabhati, tief durchatmen

Kapalabhati ist eine sehr vielfältige Atemübung, die auch entsprechend häufig im Yogaunterricht geübt wird. 

Hier findest du eine Anleitung, wie du Kapalabhati zuhause üben kannst.
Wörtlich übersetzt heißt Kapalabhati „Strahlender Schädel“. Durch die erhöhte Sauerstoffzufuhr macht Kapalabhati wach und verbessert die Konzentrationsfähigkeit. Außerdem fördert die Übung die Durchblutung des Lungengewebes, was die erhöhte Sauerstoffaufnahme ermöglicht. Zusätzlich werden auch Nase und Nasennebenhöhlen durch die hohe Atemfrequenz verstärkt mit Luft durchströmt, von Schleim befreit und besser durchblutet. 
Kapalabhati kann man eigentlich nicht zu oft machen.

Dhauti, Reinigung für den Magen

Dhauti ist die Reinigung des Mundes, der Speiseröhre und des Magens. Dazu gehören einfache, unter Yogis fast schon alltägliche Maßnahmen wie das Reinigen der Zunge mit einem Zungenschaber oder Öl ziehen.
Aber auch Hrid Dhauti (Reinigung des Magens mit einem Tuch) und Kunjal Kriya (trinken und Erbrechen von Salzwasser), zwei alte Techniken aus der Hatha Yoga Pradipika gehören dazu. Sie sollten nur mit entsprechender Vor- und Nachbereitung im Rahmen einer Yogatherapie- oder Ayurvedakur mit erfahrener Anleitung praktiziert werden.
Die intensive Reinigung der Mundhöhle beugt Karies und Mundgeruch vor. In den alten indischen Schriften ist auch eine Reinigung des Magens beschrieben.
Die Reinigung der Mundhöhle, inkl. Zähne putzen sollte eigentlich zur täglichen Routine gehören, die Verwendung des Zungenschabers ist ebenfalls 1-2x täglich zu empfehlen. Viele schwören auf das tägliche morgendliche Öl ziehen als Reinigungsritual, mir persönlich wird davon leider sehr übel...

Nauli, säubert und stärkt den Darm

Nauli ist eine Übung, bei der die Bauchmuskulatur wechselweise angespannt wird, sodass der Eindruck einer kreisenden Bewegung entsteht. Wörtlich übersetzt bedeutet Nauli schleudern. Durch die Bewegung der Bauchmuskulatur wird die Peristaltik des Darmes angeregt und so der Verdauungs- und Ausscheidungsvorgang beschleunigt. Nach den alten indischen Texten werden auch die "Drüsen" (Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse) massiert und stimuliert. Mittlerweile ist das hauptsächlich bildhaft zu verstehen, da man weiß, dass diese Drüsen nicht wie ein Schwamm ausgedrückt werden können sondern über viel kompliziertere hormonelle Regelkreise gesteuert werden.
Außerdem erzeugt Nauli Hitze und facht, ebenfalls bildlich gesprochen, das Verdauungsfeuer an.
Nauli setzt eine gute Koordination der Bauchmuskulatur voraus. Um diese zu erlernen, kannst du z.B. mit Uddiyana Bandha beginnen. Es empfiehlt sich eine persönliche Anleitung von einem erfahrenen Lehrer.
Da der Bewegungsablauf kaum verständlich niedergeschrieben werden kann, habe ich hier ein Video verlinkt, in dem Nauli praktiziert und erklärt wird.
Nauli solltest du sehr regelmäßig üben, um den komplexen Bewegungsablauf zu erlernen. Auch wenn du die Übung bereits beherrschst, kann eine häufige Praxis nicht schaden.

Basti, Sauberkeit von hinten

Basti entspricht dem heutigen Einlauf, der insbesondere während Fasten- und Reinigungskuren sinnvoll ist, um die Ausscheidung zu unterstützen und das Immunsystem zu unterstützen. Auch im Rahmen von Yogatherapie- und Ayurvedakuren wird der Einlauf regelmäßig genutzt.
Nach der alten indischen Tradition wird Basti aber nicht mit einem Klistier aus der Apotheke durchgeführt. Stattdessen wird beschrieben, dass man, nach Einführen eines dünnen Darmrohres in hüfthohes Wasser gehen und dort Uddiyana Bandha praktizieren soll. Das Bandha erzeugt einen Sog nach innen.... und der Rest entspricht dann unserem heutigen Einlauf.
Zu Beginn von Fastenkuren ist es ratsam, den Einlauf mehrmals zu machen, um die Ausscheidung anzukurbeln. Im Rahmen von Ayurveda- und Yogatherapie- Kuren wird die Häufigkeit vom begleitenden Therapeuten festgelegt und ist von der individuellen Konstitution abhängig.


Der optimale Zeitpunkt für eine Detox- Kur ist übrigens der späte Winter oder beginnende Frühling. Bei aktuell -14Grad und 50cm Schnee ist es zwar schwer vorstellbar, dass in 6-8 Wochen schon wieder das erste Grün zu sprießen beginnt.
Viel Freude bei der Yogapraxis wünscht
Marion

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